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Ein Kommentar von Jürgen Mallow, DLV Cheftrainer von 2004 bis 2008

11. Juli 2020  - Nein, Mainz ist kein Dorf. Aber wird es ein TOP-TEAM-Zentrum sein, über die der DLV jetzt, zum wer-weiß-zum-wievielten-Male, diskutiert? Mainz ist immerhin die Stadt, in der mit Niklas Kaul einer unserer aktuellen Weltmeister trainiert, und es dort so attraktiv, dass Carolin Schäfer ihren Trainingsort eben dorthin verlegt hat. Eine andere Weltmeisterin, deren Plan, in den USA bei Carl Lewis zu trainieren, die Eröffnung dieser Diskussion zumindest mit angestoßen hat, Maleika Mihambo, trainierte nun sicher nicht in einem dieser geplanten „Zentren“. Die deutschen Speerwerfer, deren internationale Spitzenstellung nun seit Jahren immer wieder bewiesen wird, trainieren so dezentral, dass man eher auf den Gedanken kommen könnte, individuelle Betreuung innerhalb eines Trainer-Athleten-Teams ist der Schlüssel zum Erfolg. Und so ist es ja wohl auch, egal wie viele solcher Kernzellen für Höchstleistung an einem Ort versammelt sind. Die hohe Kompetenz des Trainers und die Individualisierung in der Zusammenarbeit mit TOP-Talenten ist der wichtigste Schlüssel zum Erfolg.

Aber wir befinden uns ja wohl in einer Springprozession, allerdings in einer, die das Vorwärtsmoment, das jener noch innewohnt, zu Ungunsten der Rotation aufgegeben hat. Es ist noch nicht lange her, dass einzelne TOP-Athleten mit Unterstützung der DLV-Verantwortlichen ihre Trainer wechselten, um mit von ihnen ausgewählten neuen Trainern (meist nicht in einer Gruppe, sondern „just form me“) neue Motivation, neuen Input zu erhalten. Es gibt sie ja, die Zentren, in großer Anzahl: Vereine in Leipzig, Leverkusen, Wattenscheid, Berlin, Potsdam (oder sollte Potsdam dann eine Filiale der Hauptstadt sein, um die Anerkennung als Superzentrum zu erhalten?), es gibt die Olympiastützpunkte und die Leistungszentren des Verbandes. Ich habe jetzt Dortmund nicht genannt, Neubrandenburg nicht, auch nicht Frankfurt, weil ich keine Vollständigkeit anstrebe. Es gibt darin auch jede Menge hochklassiger Trainingsgruppen, die eine Sogwirkung ausüben, weil dort optimales Training möglich ist.

Heppenheim wäre wohl kein solches Zentrum gewesen, es war nur der Ort, in dem hohe Trainerkompetenz (Hans-Jörg Holzamer) mehrere Athleten zur Weltspitze brachte. Die Läufer von der schwäbischen Alb, Patriz Ilg und Dieter Baumann, waren eher „einsame Wölfe“ wie der Geher-Olympiasieger Bernd Kannenberg in Warendorf. Klaus Wolfermann warf seinen Speer weitab aller Zentren, fernbetreut zum Olympiasieg. Es ist aber müßig, die zahllosen Beispiele aus der Vergangenheit weiter aufzulisten, eben, weil es ganz aktuell dieselben Nachweise gibt, dass es nicht um diese oder jene Form der Konzentration geht, sondern ausschließlich um Können und Wissen, um erfolgreiches Handeln. Warum sollten Langhürdler(innen) von Sindelfingen nach Frankfurt wechseln, solange Werner Späth noch immer höchst erfolgreich coacht? Oder wird man dann, damit die Überschrift passt, große Einheiten schaffen (Dortmund/Wattenscheid, Stuttgart/Sindelfingen, Halle/Leipzig)?

Zu viel Konzentration an einem Ort kann sogar kontraproduktiv sein, wenn nämlich alle gleichzeitig zur idealen Tageszeit dieselbe Anlage nutzen wollen. Da wird es dann nicht nur auf der Stabhochsprunganlage oder im Diskussektor eng. Ich fürchte, die aktuellen (nicht neuen!) Überlegungen sind nur ein erneuter Aktionismus, mit dem der Verband die Handlungsfähigkeit nachweisen will, die von den Athletinnen und Athleten schon längst und lange ausgeübt wird. Die wissen nämlich sehr schnell, wo sie gut trainieren können, wo sie gut betreut sind, wo sie Trainingspartnerinnen und Trainingspartner finden, wo sie, wenn sie es wollen, sogar Hochleistungstraining und Studium erfolgversprechend kombinieren können, welche Trainer zu ihnen passen, wo die trainingsbegleitenden Maßnahmen so angeboten werden, dass sie dann verfügbar sind, wenn sie benötigt werden. Denn sonst heißt es nicht nur am Anlauf oder am Wurfring warten zu müssen, sondern auch in der Physiotherapie.

Konkurrenz belebt das Geschäft, also lassen wir doch weiterhin die Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Strukturen zu, auch das ist doch ein Element, das dem Sport innewohnt. Und, so ganz nebenbei, der Verein, die Zelle, in der jede Karriere beginnt, darf dann überall, wo er es ermöglicht, sich auch zu einem Anziehungspunkt für andere weiterentwickeln. Den Status quo zu zementieren oder gar immer größere und weniger Zentren zu schaffen, wird die ohnehin schon akuten Probleme eher vergrößern. Denn eines haben die ungewöhnlichen Meisterschaften von Braunschweig auch gezeigt: eine „zweite Reihe“ von Athleten, oder gar eine dritte, gibt es schon heute in vielen Disziplinen nicht mehr. Aber das ist dann ein ganz anderes Thema, aber eines, das für die Zukunft der deutschen Leichtathletik sicher auch bedeutsam sein wird.

Es gibt viel Wichtiges zu tun, TOP-TEAM-Leistungszentren zu schaffen gehört wohl eher nicht dazu.