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Miriam Dattke und Domenika Mayer griffen bei den Heim-Europameisterschaften nach den Sternen

Dattke Mayer2 Ziel EM Kiefnerfoto
Regensburg,  21. August 2022 (orv) – Dies ist die Geschichte zweier Regensburger Läuferinnen, die im letzten Jahr auszogen, um sich im August des darauffolgenden Jahres einen sportlichen Traum zu erfüllen. Miriam Dattke und Domenika Mayer wollten unbedingt bei den Heim-Europameisterschaften in München dabei sein. Eine Idee war geboren und suchte nach Vollendung. Dazu mussten beide zunächst einmal durch die Qualifikation, was  sich zunächst angesichts einer Fülle von herausragenden deutschen Marathonläuferinnen nicht einfach erschien. Mit  exakt der gleichen Zeit von 2:26:50 Stunden gelang beiden der Sprung ins deutsche EM-Team, Dattke beim Städtemarathon in Sevilla und sechs Wochen später Mayer als Deutsche Meisterin in Hannover.

Als zwei in Sachen große Meisterschaften völlig unerfahrene Nobodies standen sie am 15. August vor zig-tausenden, frenetisch anfeuernden Zuschauern auf dem Münchner Odeonsplatz an der Startlinie. Die Nervosität war beiden sichtlich anzusehen. Die vom Trainergespann Christian Mayer/Kurt Ring ausgegebene Prognose war „Top fünfzehn“, eine aus dem Bauch heraus geborene Variante, weil keiner der beiden Coaches so recht wusste, wie sich so ein Meisterschaftslauf entwickeln würde. Natürlich hatte Ring schon einige Schützlinge bei solchen Anlässen an der Startlinie, doch Wunschdenken und folgende Realität lagen dann meist weit auseinander. „Ich wünsche mir, dass unsere Mädels in München das rüber bringen, was sie wirklich können. Das, was dabei herauskommt, entscheiden die Gegnerinnen und Gegner“, sagte er immer wieder salomonisch im Vorfeld zu den Aussichten seiner beiden Läuferinnen

Der EM-Marathon stand von Anfang an unter einem ungünstigen Stern. Mitten im Hochsommer sollten die Frauen kurz vor Mittag auf die Strecke gehen. Eine unbarmherzige Hitzewelle mit vielen Tagen um die vierzig Grad im Schatten lähmte das Land schon vor den Championships, die EM-Organisatoren weigerten sich bis zuletzt strikt, den Marathonstart in die etwas kühleren Morgenstunden zu verlegen. Es drohte eine außergewöhnliche Hitzeschlacht. Am Marathonmorgen war’s dann Gott sei Dank bewölkt mit immer noch deutlich über zwanzig Grad liegenden Temperaturen. Mitnichten günstiges Marathonwetter! Die Verpflegungsstände, zwei Stück auf dem zehn Kilometer langen Rundkurs, waren schön anzuschauen, für die Läuferinnen aber zu unübersichtlich und für die Serviceleute, laut Reglement fünf Personen pro Nation, viel zu eng. Im Fall von Team Deutschland mussten immerhin sechs Läuferinnen und sechs Läufer, in kurzen Abständen ankommend oder im Falle des Frauenteams gleichzeitig zu sechst erscheinend,  bedient werden.

Ring, einer von fünf DLV-Betreuern an Station eins hatte sich schon mit ausgeklügelten Tempo- und Zeittabellen in schriftlicher Form gerüstet,  glaubte also zu wissen, wann seine Athleten/Innen kommen würden, hoffte zudem, dass bei den zu erwartenden Läuferinnenpulks nicht unbedingt eine zweistellige Zahl ankommen könnte. Was dann im Rennen passierte, glich einem Erdbeben. Anfangs bis zu vierzig Läuferinnen stürmten in vollem Renntempo an den Stand heran. Das war Stress pur für die Läuferinnen, aber auch der SuperGAU für die Helfer. So manche Flasche fand nicht den Weg, wo sie eigentlich hin sollte.

Das Rennen selbst entwickelte sich bis beinahe Kilometer 35 in eine taktische Belauerungsschlacht von mehr als zehn Läuferinnen bei unter diesen Umständen erstaunlich hoher Geschwindigkeit mit Prognose auf eine Endzeit von unter 2:30 Stunden. Ring Anweisung an seinen Schützling Miriam Dattke, „sich anfangs an Position acht bis zehn in Schlagweite der Spitzengruppe und der routinierteren  deutschen Läuferinnen einzuordnen“, war schon bald Makulatur, weil die Spitzengruppe keine Spitzengruppe war, sondern ein riesiger Haufen von Konkurrentinnen, die alle vorn mitmischen wollten und so lange große Unruhe im Feld herrschte. Meni Mayers Anordnung misslang ebenfalls, sich bei Dattke einzuordnen und auf den ersten zwanzig Kilometern gleichmäßig  „mit zu schwimmen“, weil die amtierende Deutsche Meisterin ihre Trainingskollegin wohl auf der ersten Hälfte im Gewirr der über zwanzig dicht gedrängten Konkurrentinnen nur manchmal kurz entdeckte.

Die hatte es nämlich vorgezogen, dem Gerangel der sich stets veränderten Führungsmasse geduldig hinten dran zu folgen, während Domenika, ihrem Naturell naheliegend, meist weit vorne zu finden war. Die von beiden Läuferinnen gewohnte Rennbetreuung durch ihre Trainer fand nur wenig bis gar nicht statt, weil der eine alle Hände voll im Verpflegungsstand zu tun hatte, der andere wohl am Straßenrand in der brodelnden Zuschauermasse einfach nicht zu seiner Frau durchdringen. Immer auf „Position“ laufend war für Domenika eine kräftezehrende Angelegenheit, während sich Miriam meist im Hintergrund versteckte.

Der ständige Positionskampf mit ständig wechselnden kurzen Geschwindigkeitsspitzen mag auch der Grund gewesen sein, dass Domenika Mayer ab Kilometer 25 einmal aus der Spitzengruppe zurückfiel, dann aber, über sich hinauswachsend, mit einer schier unmenschlichen Willenskraft dieses „Loch“ wieder zu laufen konnte. Für Miriam Dattke sollten sich erst die letzten Kilometer als die schwierigste Phase des Rennens herausstellen. Plötzlich vor der Tatsache stehend, dass sie innerhalb einer fünfköpfigen Führungsgruppe eine Sieganwärterin sein könnte, war das für sie in diesem Moment eine Konstellation, für die sie keinen Plan im Kopf hatte. „Da habe ich vielleicht bergauf nur halbherzig angegriffen“, stellte sie später. Was dann auf den letzten drei Kilometern folgte, war ein epochaler Ausscheidungskampf mit Fotofinish in einem Marathonlauf (!!). ARD-Reporter Tim Tonder war am Mikrophon völlig aus dem Häuschen, gebrauchte wohl das Wort „Wahnsinn“ mehrmals und konnte sich ob der phantastischen Rennen der beiden Regensburgerinnen gar nicht mehr beruhigen.

„Das kannte ich bisher in meiner sportlichen Laufbahn noch nicht. Die begeisterten Fans auf der ganzen Strecke verteilt haben mir immer wieder geholfen, nach meinen Hängern ans Spitzenfeld wieder anzuschließen", gab Meni Mayer nach dem Rennen zum Besten, „was vielleicht nach außen so einfach aussah, war in Wirklichkeit die ganze Distanz lang ein einziges Ziehharmonikarennen, in dem sich schnelle und langsame Passagen ständig abwechselten und man sich immer wieder neu einordnen musste.“ Trotzdem gelang es der Regensburgerin, zunächst kurz nach Kilometer 40 aus der dann noch fünfköpfigen Spitzengruppe herausfallend, auf dem letzten Stück zum Ziel noch einmal alles zu mobilisieren und mit einem phantastischen Endspurt auf Platz sechs vorzulaufen.

„Als ich den Marathonlauf dann später in gänzlicher Länge im Stream noch einmal anschaute, wurde mir erst richtig bewusst, welche Gänsehautrennen Miri Dattke und Meni Mayer abgeliefert hatten. Endspurts sind in der Regel schon lang, wenn sie über eine Stadionrunde gehen. Das, was ich auf dem Münchner 10km-Rundkurs nun gesehen hatte, sprengte mein Vorstellungsvermögen“, sagte Coach Kurt Ring selbst mit gehörigem Abstand zum Geschehen. In der Tat hatten beide Regensburgerinnen auf den letzten drei Kilometern um jeden Zentimeter gekämpft. „Im Fotofinish Bronze zu verlieren, ist zwar hart, spielt aber bei der Art und Weise, wie sich Miriam und auch Domenika bei der EM verkauft haben, nur eine untergeordnete Rolle“. Dass beide Läuferinnen auf Grund des deutschen Teamerfolges am Ende doch noch Europameisterinnen wurden, war dann schon fast eine Randerscheinung eines außergewöhnlichen Marathontages.

"Das hat mich auch darin bestärkt, dass es genau das ist, was ich machen möchte", sagte Miriam Dattke im Beisein der  zahlreichen Berichterstatter. "Es ist einfach schön, wenn es auch Spaß macht. Die letzten Meter waren ein einziger Kampf. Ich habe einiges verpasst beim Laufen: einen Schwamm, die Flasche, die mir mein Trainer hingehalten hat. Aber ich habe mir jedes Mal gedacht, es lohnt sich nicht, sich drüber zu ärgern. Es hat mir nichts ausgemacht. An der Siegessäule haben meine Trainingspartner mich angebrüllt wie sonst was. Da bin ich fast zusammengezuckt! Wenn es um die Mannschaft geht, denkt man sich: Ich darf auf gar keinen Fall aufgeben, ich muss für das Team vorne bleiben. Das ist noch mehr Motivation, als wenn man alleine kämpft.“

Zwei „Nobodies“ aus der Oberpfälzer Provinz waren in einem außergewöhnlichen Marathon nach etwas weniger als zweieinhalb Stunden mit außergewöhnlichen Leistungen mitten in der europäischen Frauenspitze auf den 42,195 Kilometern angekommen. Sie waren Garanten eines deutschen Kollektivtriumpfes, für den in den letzten Jahren ansonsten nur die Sprinterinnen mit ihren Staffeln verantwortlich zeichneten.  Das ist eine ganz neue Dimension des Betrachtens, die noch etwas Zeit brauchen wird, um voll und ganz begriffen zu werden.